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Ich bleibe nie an etwas dran! Konsequent durchziehen oder abbrechen? – Scannerpersönlichkeiten und ihre Projekte

Scannerpersönlichkeiten sind Menschen, die gerne vielen Interessen nachgehen. Diese Begeisterungsfähigkeit wird bei manchen jedoch fast zur Qual, da gefühlt zu viele Interessen im Kopf umherschwirren und viele Projekte angefangen werden, jedoch keines richtig beendet.

Ich bleibe nie an einer Sache, ist dabei ein gängiger Vorwurf.

Ich werde hier zum einen auf den Rat von Barbara Shers Buch „Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast“ eingehen. Zusätzlich schaue ich mir diesen Ratschlag genauer an und analysiere diesen und erwäge Alternativen und weitere Möglichkeiten.

Barbara Shers Ansätze:

Der wichtigste Rat, den Barbara Sher in ihrem Buch vermittelt, zeigt sich im Thema der Selbstverurteilung.

Da „alle Anderen“ ihre einzig wahre Leidenschaft gefunden haben, fragt sich die Scannerpersönlichkeit, was falsch mit ihr ist.

Sie wechselt ständig ihr Interesse und scheint wie ein kleines Kind mit niedriger Aufmerksamkeitsspanne. Dabei möchte sie doch endlich etwas konsequent durchziehen!

Der erste wichtige Schritt ist die Akzeptanz, dass nicht nur die eine wahre richtige Art des Lebens existiert. Menschen sind individuell. Es ist nicht schlimm, kein spezifisches Thema zu haben, mit dem sich das ganze Leben konsequent beschäftigt wird. (Barbara Sher nennt diese Personen übrigens „Taucher“, da sie in ein Thema komplett hineintauchen).

Sich selbst dafür zu verurteilen, dass sich für vieles begeistern wird, kostet uns Lebensfreude und Kraft.

Die zweite Erkenntnis, die Barbara Sher in ihrem Buch aufzeigt, geht um das Thema des Beendens von Projekten.

Sie betont, dass es nicht zu verurteilen ist, wenn mache Projekte nicht konsequent zu Ende geführt werden und dass auf das Gefühl zu vertrauen ist, mache Projekte lieber sein zu lassen.

Zudem geht Barbara Sher auf die Belohnung, die wir uns von Projekten erhoffen ein und dass diese einen Effekt auf unser vorzeitiges Aufhören haben. Dazu weiter unten mehr.

Zunächst möchte ich mir den Ansatz des Aufhörens genauer betrachten.

Sagt Barbara Sher nur das, was wir hören wollen oder sollten?

Im Prinzip sagt Sher genau das, was wir hören wollen und sollen. Doch ich denke, wir können nach dieser Erkenntnis ein Schritt weitergehen.

Ich unterstütze den Gedanken, dass der Umgangston mit einem selbst freundlicher gepolt werden sollte. Sich selbst einzugestehen, dass es ok ist, mit Projekten abzubrechen, kann bahnbrechend sein. Wir müssen nicht immer alles konsequent und streng einordnen und mit Stempel beenden.

Meistens übertreiben wir sowieso mit diesen Einschätzungen und es ist kein Beinbruch, sein Projekt nicht länger zu verfolgen.

Zu sich selbst nett zu sein, ist nicht immer einfach und erfordert Übung. Bis diese nette Stimme im Kopf ihren Weg freigeschaufelt hat, damit sie schneller und einfacher ihre Bahn in unser Bewusstsein findet, erfordert wiederholtes zu-sich-nett-sein. Ist dies jedoch etabliert worden, fällt es immer einfacher.

Wenn wir also einen gesunden Umgangston mit uns und unseren Projekten haben, können wir einmal weiterdenken, wie wir mit unseren Projekten umgehen möchten.

Konsequentes Durchziehen von Projekten für die Veränderung im Leben

Die Begeisterungsfähigkeit und Vielbegabung von Scannerpersönlichkeiten ist eine Kraft.

Wäre es nicht vorteilhaft, diese Kraft für sein Leben einzusetzen, um dieses angenehmer zu gestalten?

Bei manchen Projekten kann es sich daher lohnen, konsequent dranzubleiben und diese zu einem gewissen Ende zu bringen, da sich dadurch Möglichkeiten im Leben ergeben können, die sich zum Positiven auswirken können.

Manche Projekte liefern kein Belohnungsgefühl mehr und werden daher liegengelassen. Das ist in manchen Fällen völlig in Ordnung. Ich denke jedoch, es lohnt sich, darüber trotzdem ein paar Gedanken zu formulieren, um in Frieden aufzuhören oder mit gutem Gewissen weiterzumachen.

Dazu fiel mir das Marshmallow-Experiment ein, indem Kindern ein Marshmallow vor die Nase gesetzt wurde, mit den Worten, wenn du warten kannst, bis ich wieder komme, bekommst du einen Zweiten.

Wenn die Kinder, das Bedürfnis, nach diesem Marshmallow widerstehen konnten, um einen Zweiten zu erhalten, hatten sie Jahre später mehr „erfolgreiche Lebensweisen“ aufzuzeigen. Das bedeutet, dass das Aufschieben von sofortiger Bedürfnisbefriedigung eine nützliche Eigenschaft darstellen kann.

Sofortige Bedürfnisbefriedigung oder Durchziehen?

Die sofortige Bedürfnisbefriedigung ist meistens nicht das, was langfristig gut für uns ist.

Aber dafür sehr verlockend!

Problematisch mit unserer Umwelt ist dabei, dass mit dem Drang der sofortigen Bedürfnisbefriedigung mächtig Geld gemacht wird.

Das Leben wird uns dadurch in manchen Fällen einfacher gemacht. Das ist eine großartige Sache, jedoch werden manche Bedürfnisse so einfach befriedigt, dass sie uns schon fast betäuben.

Wir müssen uns nicht um unsere nervigen Gedanken kümmern, wenn wir uns einfach und schnell am Bildschirm ablenken können oder wir ändern manche unschönen Lebenssituationen nicht, da wir uns mit Süßigkeiten trösten. (Übrigens habe ich hier auch einen Beitrag mit Vorschlägen zum kreativen Ablenken, falls du trotzdem gerade einfach abschalten möchtest).

Ich habe nichts gegen Filme und Süßigkeiten o.ä., aber ich finde es problematisch, wenn diese durch suggestive wiederholte Werbung in der ganzen Umgebung, es sehr schwierig machen, davon abzukommen und dabei etwas Selbstdisziplin aufrechtzuerhalten.

Wenn wir dadurch weniger handeln, erfahren wir weniger das Gefühl etwas zu können und zu tun. Dadurch verlieren wir unsere Selbstwirksamkeit. Also die Überzeugung, etwas aus eigener Hand bewirken zu können.

Diese Selbstwirksamkeit kann uns auch in unserer Kindheit genommen worden sein, wenn bestimmte Aufgaben immer von der Bezugsperson übernommen worden sind und das Kind nicht selbst probieren und scheitern durfte.

Selbstwirksamkeit benötigen wir zum einen, um bestimmte Projekte überhaupt anzufangen und zum anderen für die Aufschiebung von Bedürfnisbefriedigung, um mache unangenehme Parts von Projekten zu überwinden und diese durchzuziehen.

Manchmal müssen wir auch gar nicht zu diesen unangenehmen Teilen der Projekte kommen und diese konsequent durchziehen. Nämlich wenn wir unsere Projektziele neu definieren.

(Mehr dazu weiter unten)

Woher bekomme ich die Energie, konsequent an meinen Scanner-Projekten weiterzuarbeiten?

Ich denke bei der Aufschiebung von Bedürfnisbefriedigung geht es gewissermaßen um Selbstdisziplin, jedoch können wir diese besser aufrechterhalten, indem wir einen bestimmten Energieverlust stoppen.

Die erste Energie kann sich freisetzen, wenn wir aufhören, uns selbst zu verurteilen. Wenn mich ständig jemand für mein Tun beschimpft, habe ich auch keine Lust und Kreativität mehr. Und meistens sind diese Person wir selbst.

Wenn dieser Umgangston mit uns selbst besser läuft, müssen wir uns nicht immer in die sofortige Bedürfnisbefriedigung stürzen, da wir mit unserem Kopf klarkommen. Dadurch braucht er nicht sofort Ablenkung und Trost.

Du bekommst wieder Lust zum Nachdenken und musst deinen Kopf nicht ständig abschalten, weil du nicht mehr nur die böse Stimme in deinem Kopf hast.

Wir vergessen oft, die innere nette Stimme im Kopf zu etablieren, daher kann es helfen, sich Erinnerungen dazu in der Umgebung zu platzieren.

Die Sicht von „Aufhören

Manche Scannerpersönlichkeitstypen, die Barbara Sher klassifiziert hat, hören nie wirklich mit Projekten auf, sondern greifen diese immer wieder auf.

Zum einen meint sie, dass wir akzeptieren sollten, dass wir uns durch manche Projekte nicht durchbeißen müssen.

Zum anderen, so ziehe ich den Bogen zu den verschiedenen Typen, muss nicht alles gleich als „Aufhören“ gelabelt werden.

Es gibt Projekte, die werden liegen gelassen und irgendwann wieder aufgegriffen. Der Gedanke, dass ich schon einmal ein Projekt wieder aufgegriffen habe, lässt mich beruhigt Projekte in den Stand-by-Modus versetzen, da ich weiß, dass ich wieder darauf zurückgreifen werde, wenn die Zeit gekommen ist. Dieses Vertrauen zu mir selbst hat mir dabei viel Stress genommen.

Ich muss mir dadurch nicht mehr so viele Gedanken machen, wie es mit den Projekten weitergeht.

Nur weil ich es JETZT nicht mache, heißt das nicht, dass ich es nie wieder mache.

Die Flamme des Projekts wieder auflodern lassen

Beim Aufräumen, wenn bestimmte Werkzeuge oder Unterlagen von Projekten wieder in die Hand genommen werden – ohne Absicht und Zwang – kann dies wieder die Lust aufkommen lassen, daran zu arbeiten.

Oder beim Erzählen von vergangenen Projekten kann ebenfalls alte Begeisterung wieder aufkommen.

Also räumt auf und nehmt eure Werkzeuge in die Hand und erzählt von euren Projekten, dann kann es sein, dass ihr mit Motivation und Lust belohnt werdet!

Belohnungen und Endziele der Projekte

Die Frage ist, wo möchtest du mit deinen Projekten hin und was bezweckst du mit ihnen? Wenn du sie nur als Gedankenspielerei, zur Ablenkung als Hobby zelebrierst, dann kannst du natürlich aufhören, wann immer du willst und so viel Theorie und Praxis gestalten, wie es dir beliebt.

Wenn du jedoch etwas Bestimmtes mit deinem Projekt erreichen möchtest, dann ergibt es Sinn, sich einmal Gedanken zu machen, ob das Projekt konsequent durchgezogen und beendet oder weggelegt werden soll.

Barbara Sher betont in ihrem Buch, dass sich auf die Suche nach der eigenen Belohnung gemacht werden soll, die sich von dem Projekt versprochen wird.

Oftmals sind es bestimmte Aspekte einer Tätigkeit, die uns Spaß machen, wir aber immer nur das Gesamtpaket vor Augen haben.

Wenn wir dieses Wissen haben, kann das Endziel des Projekts neu definiert und mit besserem Gewissen abgeschlossen werden.

Zum Beispiel wird das Projekt angegangen: „Ich möchte einen Vogelführer schreiben“

Es werden viele Informationen zu verschiedenen Vogelarten gesammelt und geordnet. Nun geht es darum, die Informationen schön und übersichtlich für das Buch zu gestalten. Die Lust verfliegt jedoch plötzlich.

Dann war die Belohnung in der Recherche und Sammlung der Informationen.

Nun kann das Ziel so umbenannt werden:

„Ich möchte eine Sammlung mit Informationen über Vogelarten anlegen“

oder du möchtest dich mit einer Person zusammentun, deren Belohnung sich im Visualisieren von Informationen findet.

Wenn das Endziel kein Buch ist, sondern nur eine Sammlung, kann getrost nach diesem Schritt das Projekt deinerseits beendet werden.

An einem Projekt konsequent dranzubleiben, fällt leichter, wenn

  • Ein machbares Endziel gesetzt wurde und damit die Scanner-Angst besiegt wird, etwas bis zum Lebensende durchzuziehen zu müssen.
  • Sich dabei positive Konsequenzen bewusst machen, wenn an dem Projekt festgehalten wird. Ist es das Durchhalten wert? Kann ich durch das Durchstehen dieser Zeit eine langfristige Ernte erhalten?
  • Sich bisherige Erfolge bewusst machen. Wann bist du an etwas drangeblieben und wie hat es sich angefühlt es endlich geschafft zu haben? 

Ich möchte auf keinen Fall einen Leistungsdruck, sondern eine gesunde Motivation vermitteln. Wenn dich ein Projekt wortwörtlich quält, du dich durchbeißen musst und darin keinen Sinn siehst, dann gibt es vielleicht auch keinen höheren Sinn, außer dich quälend beschäftigt zu halten.

Bei welchen Projekten lohnt es sich, konsequent daran zu arbeiten?

Zum einen kann bei dieser Frage wieder die Rechnung aufgestellt werden, was die Konsequenz für dieses Durchhalten sein kann.

Bei Projekten, die einen langen Atem benötigen, ist es am besten, wenn sie so viele Interessen wie möglich von dir widerspiegeln.

Um herauszufinden, was deine Ideen vereint, kannst du einmal dein Projektbuch analysieren oder erst einmal eines anlegen.

Ein guter Indikator, dass ein Projekt zu Ende oder weitergebracht werden sollte, erkennst du, wenn du um ein Projekt herumtänzelst. Das passiert, wenn du viele verschiedene Aspekte von ähnlichen Themenstellungen analysierst und dich in die Theorie verlierst, aus Angst dieses zu starten. Auch das kannst du herausfinden, wenn du dein Projektbuch anlegst und es analysierst.

Oft weisen unsere Ideen eine Gemeinsamkeit auf. Manchmal können durch die verschiedenen Interessen originelle und vielversprechende Verbindungen gezogen werden, die dadurch optimal zu uns passen und uns den langen Atem für das Durchziehen eines Projekts geben.

Wir sollten dabei einfach offen sein und Verbindungen zulassen, wenn du beispielsweise Mathematik und Kaffee machen liebst, dann kannst du Kaffee-Mathe-Vorlesungen im Gemeindesaal der Stadt anbieten. (sonntagmorgens zu vorzüglichem Kaffee, wird ein mathematisches Problem auf der Bühne gelöst). Dies scheint anfangs eine komische Mischung, aber originelle Ideen kommen eher an.

Fazit

Wir müssen aufhören, uns selbst zu stark zu kritisieren, wenn wir Projekte vorzeitig beenden.

Wenn wir es schaffen, dieses Selbstvertrauen zu entwickeln, kann neue Energie freigesetzt werden, die uns auch helfen kann, bestimmte Dinge eher durchzuziehen.

Nicht alles muss durchgezogen werden und Projekte können auch pausiert werden, manche Personen neigen dazu auch alte Projekte wieder in die Hand zu nehmen.

Scannerpersönlichkeiten können den Wert ihrer Fähigkeit einsetzen, um ihr Leben besser zu gestalten, dadurch dass der Ideenreichtum da ist, haben die Projekte manchmal ein Potenzial erfolgreich zu werden. Dafür müssten bestimmte Vorhaben jedoch konsequenter durchgezogen werden. Wenn der erwünschte Endzustand sich lohnt, kann sich besser durch unangenehme Parts des Projekts durchgebissen werden.

Manchmal müssen wir lernen, dass bestimmte Projekte uns keine sofortige Bedürfnisbefriedigung mehr bringen, wir jedoch unsere Belohnung später bekommen, wenn wir etwas weitermachen.

Es fällt leichter, an einem Projekt dranzubleiben, wenn es viele Interessen abdeckt. Eine Analyse des eigenen Projektbuches kann dabei helfen, herauszufinden, welche Projekte sich eventuell ähneln oder ein wiederkehrendes Schema entwickelt haben, dass es sich lohnt, daran zu arbeiten.

Es hilft zu definieren, was genau Freude an einem Projekt hervorbringt, damit das Endziel des Projekts überdacht werden kann.

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