Du betrachtest gerade Psychedelische 60er Festival Retro Poster – Analyse, Anleitung, Inspiration

Psychedelische 60er Festival Retro Poster – Analyse, Anleitung, Inspiration

Formale Analyse der Bestandteile und Elemente von psychedelischen Festivalpostern aus den 1960ern.

Wir kennen die bunten Poster im Zusammenhang mit Woodstock, Jimi Hendrix oder Janis Joplin, deren Konzerte im bunten psychedelischen Stil beworben wurden.

Durch die Analyse dieser Poster entsteht eine Art Anleitung und Inspiration, die dazu genutzt werden kann, diesen Stil besser nachzuvollziehen, „nachbauen“ oder ausprobieren zu können. Wenn also ein Effekt erreicht werden möchte, der nach diesem Stil aussehen soll, dann sollten bestimmte Elemente enthalten sein.

Das psychedelische Festival/Konzert Poster

Diese farbenfrohen Poster waren in den 1960ern bis 70er viel anzutreffen. Sie zeigten den Zeitgeist der jungen Generation an, die die alten steifen Strukturen durchbrechen wollten.

Die Poster sind stark an den Jugendstil/Art Nouveau vom Ende des !9. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts angelehnt und erinnern stark an die Kunst von Alfons Mucha. Teilweise teilen sie sich sogar Motive und Ornamente, die einfach übernommen wurden.

Alphonse Mucha Bilder

Jedoch weisen die Poster aus den wilden 60ern ein ganz anderes Farbspektrum auf.

Farben der psychedelischen Poster

In meinen Beobachtungen zeigte sich, dass oft warme Farben dominieren (Gelb-, Orange- oder Rottöne) und diese mit mindestens mit einer anderen Farbe (der kälteren Farbfamilie) zusammenspielen.

Buch mit einem Farbkreis und Pfeilen, die die Komplementärfarben anzeigen

Es wird in diesem Zusammenhang gerne mit Komplementärfarben gearbeitet, also die Farben, die sich im Farbkreis gegenüberstehen.

Viele Konzertposter bestehen NUR AUS ZWEI FARBEN. Andere fügen dazu noch schwarz und weiß dazu oder noch eine dritte Farbe.

Am wichtigsten ist, dass die Farben leuchten, also blasse Farben vermeiden!

Ich habe hier ein paar Farbzusammenspiele zusammengestellt, an den man die verschiedenen Wirkungen sehen kann.

Übersicht von verschiedenen Farbkombinationsmöglichkeiten

Schrift, Typografie im psychedelischen Stil

Die Schrift ist der fast wichtigste Bestandteil des Posters.

Die Buchstaben sind oft gebogen und verformt und bahnen um das Bild herum ihren Weg. Teilweise werden Wörter auch im Kreis geschrieben oder liegen verkehrt herum.

Ich habe hier eine Übersicht von verschiedenen Variationen des Schriftstils. Es gilt, dass es wenig gerade Linien gibt und die Schrift als Gestaltungselement dominiert.

Verschiedene Schriftarten und Formen für psychedelische retro Poster

In der digitalen Verwirklichung, kann dies erreicht werden, indem eine Schrift eingefügt wird und dann nachträglich verzogen wird.

Außerdem können die sogenannte Serife gerne in dickerer Form realisiert werden. Das sind die kleinen Linien, die meist horizontal bei manchen Schriftarten wie Times New Roman an oberen und unteren Buchstabenenden eingezeichnet sind.

Schriftarten, bei denen die Serife markiert sind

Psychedelische Motive

Bei den Motiven ist es wichtig, dass diese mit viel Kontrast ausgearbeitet sind. Oft sind die Motive nur durch ihren starken Schattenwurf zu erkennen. Zudem beschränken sich die Poster größtenteils auf ein bis zwei Darstellungen.

Beispielposter für Motive von Madita Sellin

Typische Motive sind: Gesichter, Pilze, Sonne, Mond, Sterne, Blumen, …

Hier sind ein paar Beispielwerke von mir zu sehen.

Die meisten Motive in Festivalpostern der 60er sind Gesichter von den jeweiligen Künstlerinnen und Künstlern, die auftreten, oder Frauengesichter und Körper.

Da die Poster viel Inspiration von Alfons Muchas Kunst aufzeigen, sind auch oft deckungsgleiche Motive von denselben Frauendarstellungen zu sehen.

Ich habe mir die Haarstruktur, die an Alfons Muchas Jugendstil erinnert, genauer angesehen und eine kleine Anleitung erstellt, wie dieser Effekt nachgearbeitet werden kann.

Zuerst kann eine schlichte, lockige Haarstruktur eingezeichnet werden.

Dabei die Haare gerne losgelöst von der Schwerkraft realisieren.

Danach Details und Strähnen hinzufügen.

Die Transparenz der Ebene verringern, oder im analogen Fall, die Bleistiftzeichnung mit einem Knetradiergummi radieren, sodass die Striche nur noch leicht zu sehen sind.

Als Nächstes kommt der entscheidende Schritt: Mit einem dickeren Pinsel oder Fineliner nur die Konturlinien nachfahren und dabei auch Zwischenräume realisieren.

Letztendlich Farbe hinzufügen. So wird ein ähnlicher Effekt der Haare realisiert, wie sie oft in psychedelischen retro Postern zu finden sind.

Ähnliche Haarstruktur findet sich auch im Jugendstil, doch sind dort mehr Binnenlinien und einzelne Haarsträhnen zu sehen.

Anleitung für das Zeichnen von Haaren im psychedelischen Stil

Komposition, Anordnung der Poster

Da es sich um Poster handelt, sind diese auch meistens im Hochformat.

Die Komposition ist ein Zusammenspiel aus dem Text und dem Motiv.

Außen herum ist meistens ein Rahmen, sowie Verzierungen, die an den Jugendstil erinnern und schmücken die abgerundeten Ecken.

Mittig oder seitlich-mittig, ist oft eine kreisförmige Anordnung, in die das Motiv eingelassen ist.

Gebogene und dynamische Streifen und Muster sind an diversen Stellen oder im Hintergrund ebenfalls öfter anzufinden.

Psychedelisches Retro Poster mit der Schrift Psychokreativ
Psychedelisches Retro Poster (mit procreate (iPad) erstellt)

Weitere Strukturen, Effekte und Elemente der retro Poster

Damit das ganze wie ein Poster aussieht, sollte eine Papierstruktur auf das Bild gelegt werden (falls es digital erstellt wird).

Dies kann gelingen, indem ein Bild eines gefalteten oder verknitterten Papier auf die oberste Ebene gelegt wird und diese auf multiplizieren gestellt wird.

Ein weiterer Effekt, den ich dabei gerne anwende, ist das „Rauschen“.

Dabei wende ich auf die oberste Ebene den Effekt „Rauschen“ an, dadurch wirkt das ganze etwas abgestumpfter und erinnert auch etwas an eine Papierstruktur. Denn wenn diese Poster digital erstellt werden, sind die Farben manchmal extrem kräftig, da es sich jedoch um Papierposter handelt, finde ich es passender, wenn es etwas abgedämpft wird. (Trotzdem sollte der Fokus auf die knalligen Farben liegen, ich rede hier nur von minimalen Effektenwirkungen).

Zudem lege ich eine weitere obere Ebene an, die ich komplett mit einer warmen Farbe fülle und probiere verschiedene Ebeneneffekte aus oder mindere die Transparenz des Bildes, dadurch erhoffe ich mir mehr Abgestimmtheit im Farbspektrum.

Je nach Geschmack kann mit einem digitalen Strukturpinsel o.ä. gearbeitet werden und Dreckflecken eingearbeitet werden, damit ein vintage-retro Effekt entsteht.

Zusammenfassung

Bei den bunten psychedelischen Postern der 60er finden sich oft:

  • Bunte Farben, oft Komplementärfarben, zudem meist nur zwei verschiedene
  • Ein großer Bestandteil von Schrift, der sich durch das ganze Poster zieht.
  • Wenige Motive, die sich meist auf Gesichter beschränken
  • Hochkant, es ist oft ein Rand vorhanden und verzierende Ornamente, Streifen oder Muster

Ich hoffe diese kleine Übersicht der Elemente von psychedelischen Postern aus den 60ern hat dir weitergeholfen oder dich inspiriert. 🙂

Schreibe einen Kommentar